mes chers
Was sind wir ohne unsere Smartphones, Tablets und PCs? Können wir uns noch wohin begeben, ohne auf unser GPS zu starren? Und wann haben wir eigentlich verlernt, richtig zu kommunizieren?
Ja, die Welt, in der wir Leben, wird diktiert. So manches, vielleicht sogar das meiste, wird rationalisiert, entpersonalisiert und vor allem eines: digitalisiert. Nein, das ist sicher in vielerlei Hinsicht nicht schlecht. Im Gegenteil, es hat unser Leben um einiges erleichtert. Und das ist sehr gut so. Aber mit dem Verschwinden und Optimieren einiger Gegebenheiten haben sich dafür einige andere Probleme aufgetan.
Ich würde sagen, dass das digitale Zeitalter uns alle doch ein wenig asozial macht. Oh nein, mes chers, bitte keine angewiderten Blicke und auch keine „also, mich betrifft das überhaupt nicht!“ Zwischenrufe. Doch, es betrifft uns. Uns alle! Schauen wir uns nur am Morgen früh einmal im Zug die Fahrgäste an. Und nein, das ist keineswegs ein Phänomen der heutigen Jugend. Es betrifft uns alle. Von jung bis alt, wir alle haben unsere Nasen tief in unseren Smartphone begraben. Blind für das, was vor und neben uns geschieht.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, an die Zeit, als das Smartphone noch kein gängiger Begriff war. Ich glaube, damals gab es die schlicht und einfach noch gar nicht. Und es war schön, richtig schön. Zu dieser Zeit durfte ich mich ebenfalls, wie auch jetzt, der Pendlerfraktion zugehörig zählen. Ich fuhr täglich mit dem Zug und das erst noch weite Strecken. Und es ergaben sich nette Gespräche. Ich lernte Leute kennen, indem wir einfach begannen, miteinander zu sprechen. Es waren verschiedenste Begegnungen. Ob nun ein Geschäftsmann, eine ältere Dame oder ein hübscher Flirt gegenüber sass. Zu reden hatten wir immer etwas. Und es war schön, richtig schön!
Aber was ist jetzt? Mit dem ständigen Fokus auf das Smartphone vergessen wir völlig, dass unser Leben im Hier und Jetzt stattfindet. Wir flirten über Apps, statt nach dem Weg zu fragen, schauen wir auf unser Navi, und wenn ich etwas wissen will, dann hilft Google, garantiert. Das eine oder andere muss ja auch nichts Negatives bedeuten, nur sollten wir nicht vergessen, wie es auch ohne diese Gadgets geht. Wenn ich ein Pärchen im Restaurant sehe, die sich nichts, aber auch rein gar nichts zu sagen haben, stattdessen jeder für sich auf dem Handy herumtippt, was geht mir da wohl durch den Kopf?
Also, wieso nutzen wir unsere Smartphones nicht gezielter und nicht permanent? Wäre es wirklich so schlimm, dieses Ding auch einmal für einige Zeit zur Seite zu legen? Nein, das wäre es nicht. Ganz sicher nicht. Im Gegenteil, es ist auch unglaublich befreiend, sich diesem Zwang einfach bewusst zu entziehen. Selbst für mich als Bloggerin ist es um so wichtiger, dass ich mir klare Grenzen setze. Ja, Facebook, Instagram, Twitter et al., sie alle geben mir eine Plattform, mein geschriebenes Wort, meine Posts zu verbreiten. Sie ermöglichen vieles, doch ist es umso wichtiger, sich nicht davon abhängig zu machen. Die Welt ist immer noch die gleiche, auch wenn wir nicht alle 30 Sekunden nachschauen, ob etwas geliked wurde.
Mein Smartphone sehe ich als Arbeitsinstrument. Noch vor einiger Zeit war es das Letzte, was ich am Abend sah und das Erste am Morgen. Doch das war alles andere als erbaulich. Wenn ich aufwachte, war ich alles, nur nicht ausgeruht. Aber bekanntlich ist ja jeder Mensch selbst für sich verantwortlich und muss sich eine Lösung suchen. Ich schalte nun das Handy nachts immer aus und meistens bleibt es auch auf dem Weg zur Arbeit ausgeschaltet. Natürlich auch nicht immer. Es wird eingeschaltet, um Mails zu schreiben oder eben, um auf den Social Media Kanälen etwas zu teilen. Denn wann sind die meisten Menschen an ihrem Handy? Genau, morgens auf dem Weg zur Arbeit oder abends, wenn sie nach Hause fahren und ihre Nasen tief vergraben haben in ihren Smartphones!
Das, mes chers, ist die Realität. Unsere zwischenmenschlichen Beziehungen schwinden, sie versiegen, sie sterben letztendlich aus. Ob wir das akzeptieren oder eine Kehrtwende einläuten wollen? Ich bin überzeugt, darüber lohnt es getrost, ein wenig nachzudenken. Nein, nicht mit dem Smartphone in der Hand, sondern nur mit etwas anderem: einem wachen Geist!
Photography by Anita Rossé , all rights reserved
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